Dancing Motoricity of Dorothee Günther´s Illustrations: GYMNASTISCHE GRUNDÜBUNGEN, NACH SYSTEM MENSENDIECK

A first Study

GYMNASTISCHE GRUNDÜBUNGEN

NACH SYSTEM MENSENDIECK

Dorothee Günther

#14, 15,16,19,22,25,26,29,30,41,42,46,47,48,49

14 BECKENSCHWUNG, am Platz seitlich

15 BECKENSCHWUNG, am Platz vor rück

16 BECKENSCHWUNG,  im Schreiten

19 GANGÜBUNG hoch verlagert

22 ARMFÜHRUNG, vom Körper aufgenommen

25 SPANNUNG, Anwendung einer Vor-hoch und Tief-rück Spannung, in Fortbewegung, Beliebig, in Raumweg und Spannungstyp variieren

26 SPANNUNG, Anwendung einer Hoch-tief Spannung in Fortbewegung, beliebig im Raumweg und Spannungstyp variieren

29 HÜPFEN mit Ausgreifen

30 HÜPFEN, mit Anschwung

41 GANZDREHUNG, am Platz, über vor

42 GANZDREHUNG, am Platz, über rück

46 SEITLICHER ÜBERSTZSCHWUNG, am Platz

47 SEITLICHER KIPPSCHWUNG, am Platz

48 SEITLICHER SCHWUNG, in Fortbewegung, vor

49 SEITLICHER SCHWUNG, in Fortbewegung, rück

Welches Körperbild/-Schema zeichnen die Strichfiguren?

Welche motorischen Prinzipien, Formenrepertoires, räumliche Ordnungen speichern die Striche?

Welche Energie setzen sie frei, welche Modulationen zeichnen sich ab?

Was ergibt die Übertragung der Strichdetails?

STRICHE „lesen“:

Die Übertragung der Zeichnungen in  Labanotation 

  • Erfasst eindeutige Gelenkstellungen, Körperteilrichtungen, Ausrichtung des Körpers – nach vor zur Seite nach hinten
  • Die genaue Analyse der Positionen und ihrer Verbindungen hebt das fiktive Potential der Bewegungen hervor. Anatomisch eindeutige Striche wechseln mit anatomisch nicht zuzuordnenden Anteilen. Die „motorische“ Ausdeutung dieser A-logiken in den Zeichnungen bringt aber ein spezifisches Körpergefühl und eine spezifische Motorizität hervor. (siehe Körperschema und motorische Repertoires)
  • Die Interpretation der a-anatomischen Striche, z.B. der unter den Rippen ansetzende Beinstrich,  der sich über die Hüften rundet oder 15c – Streckung des Beine ist nur durch Aufziehen der Hüfte möglich.
  • Simuliert fiktive, nur angedeutete Bewegungen und Körperstellungen,  z.B. unvollständige Armstriche. 
  • Die Richtung der Rundungen von Arm- und Beinstrichen erschließt Ein- und Ausdrehungen der Arme und Beine z.B. z.B.  15a gerundete Arme nach rück 

Das durch Striche skizzierte Körperschema:

Kopfschema:

Kopfhaltungen – Ausrichtungen durch „Nase“ angedeutet. Macht Drehungen, Neigungen des Kopfes sichtbar.

Rumpfschema:

Geschwungene Linien des Torsos zeigen Kontraktionen (Definition aus Labanotation:  Rumpf-Mitte bewegt sich aus der Achse) und Neigungen (tilts Definition aus Labanotation: Becken, oder Brustkorb bewegt sich aus der Achse) oder eine Kombination aus beiden Aktionen deutlich.

Der Brustkorb wird durch Rippen und Schulterblätter angedeutet.

Das Becken neigt sich nach vor oder zurück ist in die Beinlinie integriert. Siehe Beinschema.

Armschema:

Die Arme sind entweder als ganzes gerundet, oder 2 -, 3 – bzw. 4 – fach abgewinkelt. Knicklinien in den Schultern, Ellbogen, in den Handgelenken, in der Handmitte

Beinschema: 

Der Beinstrich setzt unter dem Brustkorb an.

Die beine sind entweder als ganzes gerundet – vor allem in der Seitbewegung #47 – seitlicher Kippschwung, oder 2 -, 3 – bzw. 4 – fach abgewinkelt. Knicklinien in den Knien, Fußgelenken, Füßen, Zehen. (auffallend sind die „hohen“ relevés, d.h. sehr oft auf dem Zehenrücken und nicht auf dem ganzen Ballen, #7a Ausgangsposition für Beinübung.

Motorische Repertoires – erste Skizze

  • Rekonstruktion gezeichneter Stellungen/Posen
  • Suchbewegungen der motorischen Prinzipien a- anatomischer Zeichnungsdetails
  • Suchbewegung der Raumwege zwischen den Positionen der einzelnen Körperteile
  • Anwendung der strichliert eingezeichneten Raumwege zwischen den Positionen
  • Gesten und Koordination mehrerer Gesten, auch in Fortbewegung
  • Motorische Repertoires: Gehen, Schreiten, Schwingen, Hüfen, Springen, Kippen, Übersetzen
  • (Raum)Richtungen sind in Ausrichtung, Raumpositionen der Körperteile und! Spannungsrichtungen festgehalten. z.B. #25
  • Spannungsrichtungen erzeugen spezifische Phänomene, wie alle angrenzenden Körperteile tendieren auch in dieselbe Richtung. Mithochziehen der Hüfte in seitlichen Beingesten oder #7,  oder in #26 Mitinvolvieren, des Kopfes, Schulter, Brustkorb.
  • Diese Spannungsrichtungen erzeugen eine ständige Ausverhandlung der Balance und bringen jede Bewegung aus der Körper-Achse heraus.
  • Auch Positionen sind daher a-symmetrisch, aus der Achsenlinie wegbewegt und erfordern im „Halten“ der Position spezifische Gegenspannungen.
  • Auffällig viele Bewegungsvorgänge im Relevé. (hochgehobenes Zentrum, das durch die hoch angesetzten Beinlinien entsteht)
  • Neigung des Kopfes, meist leicht nach vor geneigt und leicht (1/8) gedreht.

Compositional Specifity:

Aus:

Der Tanz als Bewegungsphänomen, Wesen und Werden

Dorothee Günther

  • Einzelvollzug

Freier Rhythmus als Einzelvollzug wird von einer einmaligen, nicht in zeitlich gebundener Wiederkehr wiederholten, Gebärde und Geste getragen. (Günther 72)

[…] Der freie Rhythmus hingegen schließt seine absteigende Phase bewußt ab. […] Die Gebörde fließt also sozusagen ‚ungesehen’ in sich zurück. (73)

  • Repulsierende Phase

Der gebundene Rhythmus, also der in einer Abfolge von ähnlichen verlaufende, bringt ein Bewegungsthema oder Motiv in der Reihung als Wiederkehr. Und zwar so, daß die Endphase des Themas schon eine Wiederholung oder die abgewandelte Grundform der Wiederholung vorbereitet und somit organisch in die folgende überleitet. Und solche Reihung ist die den ursprünglichen Tanz beherrschende Gestalt. (72)

Kontinuierlicher rhythmischer Verlauf kann aber nie aus einer Aneinanderreihung beliebiger Einzelrhythmen bestehen, die mit Übergangsbewegungen – also nebensächlichen Zwischenbewegungen gekoppelt werden. Er kann nur aus solchen Bewegungen erfolgen, die in der Endphase der einen schon wieder den Ausgang zur nächsten vorbereitet – ohne daß eine ‚überleitende’, also nicht zum Bewegungsthema gehörende Zwischenbewegung nötig wird. (73)